„Endlich drängten sich zwei Männer durch die erschauernde Menge und brachten schwankend eine mit Reis und Fleisch gefüllte Wanne aus verzinntem Kupferblech, fünf Fuß im Durchmesser. Der ganze Stamm besaß nur ein Essgefäß in dieser Größe. Es wurde jedesmal von dem Gastgeber, der an der Reihe war, uns zu bewirten, ausgeliehen. Da ich oft früh erwachte sah ich von meinem Zelt aus im ersten Morgenlicht den gewaltigen Trog durch das Lager wandern und wusste sofort, wo an diesem Tag gespeist würde.

Die Wanne war randvoll. Ringsumher lief ein Wall von Reis, einen Fuß breit und sechs Zoll hoch. In der Mitte waren Hammelkeulen und Rippenstücke bis zum Umfallen aufgehäuft.

Die heiß dampfende Ladung wurde vor uns in der Mitte des Raums abgesetzt und dann erschien eine Prozession von Dienern mit kleinen Kesseln und Kupfertöpfen. Mit verbeulten Emailleschüsseln schöpften sie daraus das ganze Gekröse und die äußeren Teile des Hammelns in den großen Trog: Stücke der gelblichen Eingeweide,Teile vom Fettschwanz, bräunliche Hammelfüße, allerlei Fleisch und Hautstücke mit Haaren, alles in einer Butter- und Fettbrühe schwimmend: Die Gäste verfolgten aufmerksam das Werk und ließen eine befriedigtes Murmeln vernehmen, wenn ein besonders saftiger Bissen herausplumpste.“

T.E.Lawrence (Lawrence von Arabien): Die sieben Säulen der Weisheit  1936

Auch den weiteren Verlauf des Mahls beschreibt T.E.Lawrence mit geradezu ethnologischer Gründlichkeit.

 

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T.E.Lawrence: gewaltiger Trog, erschauernde Menge

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